Kristina Reinke
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Soests älteste Kirche, St. Petri, wurde einst am Allerheiligentag geweiht. Da traf es sich gut, drum herum ein großes Fest zu feiern, das den einfachen Leuten die Gelegenheit zur Abwechslung gab und den Betuchten die Möglichkeit, ein gutes Geschäft zu machen. So ein Fest zog natürlich Fahrensleute in die Stadt. Gaukler, Puppenspieler, Seiltänzer und Händler mit billigem Krimskrams. Es kamen auch Kaufleute aus Münster, Hessen, Holland, Skandinavien und dem Baltikum, die ihre Waren feilboten (Vieh, Pferde, Wachs, Pelze), Kontakte zu den weltoffenen Soester Kaufherren knüpften und pflegten - und das natürlich kräftig begossen.
„Das Wort Kirmes ist aus mittelhochdeutsch "kirchwihmesse" verkürzt. Neue Kirchen wurden vor dem ersten Gottesdienst geweiht. Das Gebäude wurde zumeist durch einen Bischof von innen und außen mit Weihwasser besprengt. Hauptportal, Wände und Altar wurden symbolisch gewaschen und gesalbt. Jährlich beging man den Tag der ersten Weihe als besonderes Kirchenfest. Dieser Jahrestag, an dem alle Bewohner aus dem oft weit ins Umland ausgreifenden Kirchensprengel zusammen kamen, lockte Händler, fahrende Leute und Gaukler. So entstanden regelmäßig wiederkehrende Jahrmärkte.
Die bedeutendste Kirchweihe in Soest fand 1166 mit der Abschlussweihe der Münsterkirche St. Patrokli durch den Kölner Erzbischof Reinald von Dassel statt, nach einer wahrscheinlich früheren, aber nicht überlieferten Weihe für die ältere Petrikirche. (Die anderen Soester Kirchen entstanden später.) Märkte gab es aber schon früher in Soest, dessen Marktrecht 1144 vom Kölner Erzbischof der Stadt Medebach verliehen wurde.
Die Soester Kirmes könnte bis in diese Zeiten zurück reichen. Schriftlich belegt aber ist sie erst 1338 in der ältesten erhaltenen, auf Pergament geschriebenen Soester Stadtrechnung. Dort heißt die unscheinbare und kaum lesbare Eintragung: "Item de wrighe kermesse constat VI s." (Außerdem kostet die freie Kirmes 6 Schilling.) Auf Grund dieses ältesten Nachweises feiern die Soester im Jahr 2018 ihre 681. Allerheiligen-Kirmes. (Bis vor einigen Jahren noch war eine Quelle von 1417 aus dem Stadtarchiv als Ersterwähnung und damit Grundlage für eine 79 Jahre jüngere Zählung gewesen.)“
(Quelle: Dr. Gerhard Köhn, ehemaliger Leiter des Soester Stadtarchivs)
Die größte, schönste, wunderbarste, originellste, einmaligste Altstadtkirmes von ganz Europa" – soweit das Zitat eines Kirmesfans. In der Tat ist sie die größte Altstadtkirmes Europas und schon mindestens 684 Jahre alt. Wahrscheinlich ist sie aber noch viel älter.
Tagelang wurde da rund um Allerheiligen gefeiert. An so einer wunderbaren Tradition halten die Soester natürlich fest.